Offene Räume…
Wie oft geht es uns so, wenn wir etwas Wunderschönes erlebt haben, dass wir es so gerne halten möchten. Wir schwelgen in Erinnerungen, nehmen sie mit und können eine Zeit lang vergessen, dass das Leben um uns herum weiter geht. Es ist schön, diesen zeitlichen Ablauf eine Weile zu vergessen und auch daraus auszusteigen um das wunderschöne Erlebte weiter sacken zu lassen und je nach dem was es ist, auch in unser Leben zu integrieren.
Doch irgendwann ruft das Leben um uns herum wieder danach teilzunehmen, unweigerlich wird der Ruf immer stärker und lauter. Wir sind noch vom Licht das uns umgeben hat fasziniert und ergriffen, schauen der Sonne noch zu wie sie untergeht, denken weiter an das Stahlen und machen dann das Licht an. Ja es ist dann immer noch hell, doch es ist nicht mehr dasselbe. Das Stahlen der Sonne kann keine Glühbirne ersetzen und auch der Mond ist kein Ersatz für die Sonne.
Oft kommt in diesen Momenten die Traurigkeit auf, weil, es ist eine Gewissheit, dass wir das was wir erlebt haben nicht halten können, denn das Leben will weiter fließen und das macht es unaufhörlich. Es ist, als wenn wir in einem fahrenden Zug vom ersten in den letzten Wagon gehen würden um noch länger an dem Ort zu verweilen der uns so gut gefallen hat. Doch der Zug fährt unaufhörlich weiter. Die Trauer kann dann groß sein, wenn wir erkennen, dass wir diesen schönen Moment loslassen müssen. Der Moment ist nicht dazu bestimmt gehalten zu werden. Der Moment ist dazu bestimmt zu sein.
Diese Trauer und Erkenntnis möchte uns darauf hinweisen, dass es nicht das Ziel im Leben ist Momente festzuhalten, sondern wir in der Lage sind unsere inneren Räume so zu gestalten, dass wir jeden Tag aufs Neue die Möglichkeit haben solche Wunder wie wir sie am Tag zuvor erlebt haben neu entstehen zu lassen. Wenn wir jeden Tag mit einem offenen neuen Raum beginnen und damit aufstehen, zuerst die aufgehende Sonne zu betrachten, jede Blume zu beobachten wie sie erwacht, wie sich die Lebewesen erheben und den Raum immer wieder neu gestalten, dann haben wir viel vom Leben verstanden.
Ich glaube, dass es keinen Sinn macht Schnittblumen aufzustellen, denn sie können ein Sinnbild dessen sein was wir festhalten wollen. Wir halten an der Schönheit fest, doch wir haben sie im Grunde bereits getötet als wir sie abgeschnitten haben. Ist es ein Sinnbild unserer Zeit?
Lass uns zurückfinden zu unseren Wurzeln, fest verankert in Mutter Erde und Vater Himmel. Lass uns die Kinder sein, die die Welten im Fluss des Lebens verbinden. Jeden Tag den Raum neu mit Leben gestalten. Achtsam sein mit dem was uns begegnet. Nichts festhalten zu wollen, weder das Gestrige, noch das Morgen festgelegt gestalten. Lass uns eintauchen in den Fluss des Lebens und damit auch die Tür aufhalten für all die Geschenke die darin liegen, die wir sonst nicht erkennen, oder nicht hinein lassen können, weil unser Raum bereits voll ist.
Lass uns den Raum offen halten, für all die wundervollen Momente, Begegnungen und Erkenntnisse, die jeden Tag neu eintreten wollen.
Wenn wir wieder bereit sind den Wundern unserer Welt zu begegnen, dann wird auch der Schmerz verfliegen, dass wir das Erlebte nicht festhalten können.
Lass uns tagsüber im Licht der Sonne erstrahlen und uns nachts von Mond und den Sternen begleiten zu lassen, um das Vergangene loszulassen. All die Sterne tragen das Licht in den neuen Tag, um ihn dann mit der aufgehenden Sonne wieder zu einem völlig neuen Erlebnis werden zu lassen!
Lass uns leben!